Retten wir die Zukunft statt die Banken!

Hallo, mein Name ist Sebastian, ich bin Student, Lagerarbeiter und mache bei den Orga-Versammlungen für occupy Osnabrück mit. Es freut mich, dass Ihr alle heute hier seid, um zusammen mit tausenden anderen Menschen überall in Deutschland und der Welt ein unmissverständliches Zeichen zu setzen.

Ich bin hier, weil ich nicht länger schweigen will zu den menschenverachtenden Geschäften der Casino- Kapitalisten, zu den skrupellosen Gewinnmaximierungs- Orgien der Großkonzerne und zu der diese Verhältnisse gewissenlos fördernden und stützenden Politik.

In Griechenland konnte man gerade gut beobachten, wie die Demokratie mit Füßen getreten wird, wenn es um die Aufrechterhaltung des Systems geht. Statt einer Volksabstimmung über das im Interesse der Gläubiger zusammengeschusterte Sparpaket bekommt die griechische Bevölkerung jetzt einen „Experten“ als Premierminister, der bis vor kurzem in den Spitzengremien der Europäischen Zentralbank saß. Da wird der Bock zum Gärtner gemacht. Auch in Italien zeichnet sich die Bildung einer „Expertenregierung“ ab, die demnächst den Menschen dort den „Gürtel“ schon enger schnallen wird, damit die hinter den ach so geheimnisvollen „Märkten“ stehenden Personen sich weiterhin an Italiens Staatsverschuldung bereichern können.

Eins kann man jetzt schon vorhersagen: Gespart werden wird vor allem auf Kosten der sozial Schwachen- der Arbeiterinnen und Arbeiter, der alleinerziehenden Mütter, der Migrantinnen und Migranten, der Renter und Arbeitslosen. Man braucht gar nicht in die Mittelmeerstaaten schauen, um dieses immer wiederkehrende Schema zu erkennen. In der Bundesrepublik ist die „Krisenbewältigung“ durch „Haushaltsdisziplin“ und „Reformen“ ein altbekannter Refrain, egal ob es um die „Jobkrise“, die „demographische Krise“, die „Finanzmarktkrise“ oder die „Eurokrise“ geht. Die angeblichen „Lösungen“ der Eliten sind immer die Gleichen- bei denen Kürzen, die sowieso schon wenig haben und gleichzeitig den Kapitalisten helfen, ihre Gewinne zu erhöhen. Heute kontrollieren etwa 10% der Bevölkerung über 60% des Vermögens in Deutschland, während 70% aller Einwohner über zusammen nichtmal 10% verfügen. Jeder sechste Deutsche ist armutsgefährdet, 16% der Kinder leben in Armut, jeder fünfte sozialversicherungspflichtig arbeitende gilt als Geringverdiener, viele müssen aufstocken oder einen Zweitjob machen.

Wer als Altenpflegerin überschüssige Maultaschen verzehrt oder sich als Kassiererin erdreistet, coupons im Wert von ein Euro dreißig ohne Anweisung einzulösen, der wird fristlos entlassen, wer aber bei seinen unverantwortlichen bis kriminellen Spekulationsgeschäften gigantische Verluste einfährt, kann seelenruhig die Rettung durch den Staat erwarten und hinterher noch Millionen- Bonuszahlungen abstauben, wie im Falle der Hypo- Realestate geschehen.

Ich könnte hier noch den ganzen Abend stehen und ähnliche Beispiele anführen, aber ich möchte zum Schluss lieber noch auf den globalen Aspekt der Krise hinweisen. Jeden Tag sterben weltweit 22.000 Kinder an Hunger und leicht behandelbaren Krankheiten,- also letztlich an bitterer Armut. Mindestens 1 Milliarde Menschen hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, etwa die gleiche Zahl muss in Slums vor sich hin vegetieren. Gleichzeitig gibt es unvorstellbaren Reichtum in den Händen einiger weniger, Billionen Dollar werden für mörderische Kriege und Aufrüstung ausgegeben und die Verbrennungswirtschaft bedroht über den von ihr ausgelösten Treibhauseffekt die Lebensgrundlagen von hunderten Millionen von Menschen.

Es ist ein Irrtum zu glauben, dass nicht genug Mittel und Ressourcen da sind, um die Grundbedürfnisse jedes einzelnen Menschen auf der Welt zu erfüllen. Nein, es ist das System „Kapitalismus“ selbst- der Kapitalismus IST die Krise. Die „Occupy- Bewegung“ gibt uns allen die Chance, unsere Empörung darüber zu formulieren und kreative Arten des Widerstands zu erarbeiten. Lassen wir uns nicht weiter für dumm verkaufen, retten wir die Zukunft statt die Banken!

 


Kundgebung von Sebastian
auf der 3. Demonstration von Occupy Osnabrück am 11.11.11